Mobbing

Keine Zeit für Mobbing

«Homophobes Mobbing ist unmoralisch, eine schwere Verletzung der Menschenrechte und ein Problem der öffentlichen Gesundheit» Das sagte der UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon bereits am 8. Dezember 2011. Mobbing bleibt aber aktuell und es hat mit Resilienz zu tun.

Was genau ist Mobbing? Die UNESCO hat auf dem diesjährigen WABF, dem World-Anti-Bullying Forum im Oktober (ja, das gibt es. Und ja, ich war dabei. Ihr könnt auch hingehen.) eine aktualisierte Definition vorgestellt: Mobbing in der Schule ist ein schädlicher sozialer Prozess, der durch ein Machtgefälle gekennzeichnet ist, das durch soziale (gesellschaftliche) und institutionelle Normen bestimmt wird. Es tritt wiederholt auf und manifestiert sich als unerwünschtes zwischenmenschliches Verhalten unter Schüler*innen oder dem Schulpersonal, das den betroffenen Personen oder Gruppen sowie der gesamten Schulgemeinschaft körperlichen, sozialen und emotionalen Schaden zufügt.

Einfacher gesagt: Mobbing zeigt sich darin, dass sich Menschen über andere Menschen stellen (durch Beschämung, durch Ausschluss, durch Beleidigung - die Liste ist lang) Mit Mobbing werden soziale bzw. gesellschaftliche «Normen» imperativ durchgesetzt. Damit ist so etwas gemeint wie: Wer darf in unserer Gesellschaft wen lieben, wer darf seine Identität wie ausleben, wer gilt als wertvoll etc.? Homophobes und transphobes Mobbing betrifft nicht nur junge Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und Intersexuelle, sondern jeden Menschen, der als ausserhalb der gesellschaftlich normierten «Männlichkeit» bzw. «Weiblichkeit» stehend wahrgenommen wird, so die UNESCO. Auch im Jahr 2023 ist gleichgeschlechtliche Liebe nicht so selbstverständlich, als dass Kinder und Jugendliche deswegen nicht gemobbt würden. Ebenso ist es in der Schule nicht «eeeaaasy», wenn Kinder und Jugendliche mit Geschlechternormen spielen (z.B. ein «Junge» mit Rock). Neben homo- und transphobem Mobbing steht auch rassistisches Mobbing ganz oben in den Mobbing-Charts. Wenn ich Mehrfachdiskriminierung erlebe, nennt sich dies Intersektionalität: Stellen wir uns also die Situation von queeren Kindern und Jugendlichen of Colour in der Schule vor, schon die Vorstellung dass sie gemobbt werden tut weh.

Mobbing verursacht nicht nur kurzfristig enormes Leid bei den Betroffenen, sondern macht auch langfristig krank. Ohne entsprechende Awareness und konkrete Strategien gegen Mobbing werden die Leidensgeschichten in die Arbeitswelt und letztlich in die Gesellschaft getragen: Ausgrenzung, Unsicherheit, Arbeitsunfähigkeit, Depression sind Folgen. Die Resilienzforschung zeigt uns, dass eigene Gewalterfahrungen von Mobber*innen eine Ursache von Mobbing sind. Das entschuldigt natürlich nichts (!!!), hilft aber vielleicht bei der Prävention und Intervention. Wir brauchen mehr Aufmerksamkeit für die Förderung der psychischen Gesundheit in der Schule und die sogenannten «Bystanders» brauchen Tools, wie sie gegen das beobachtete Mobbing vorgehen können. Wenn es Schulen gelingt, prosoziale Normen zu etablieren, wird Mobbing seltener und die Bystander greifen schneller ein. Drum tut etwas: Sagt Nein zu Mobbing oder holt euch Hilfe, kompostiert den Mist durch Therapie und Kunst, schafft Awareness und inklusive Strukturen.

Wenn du gerade gemobbt wirst, ist das für Dich: Du hast ein Recht, auf ein gutes Leben! Schau dich hier um oder ruf direkt die 147 an.

Bist du selbst jemand, der andere runtermacht, online oder offline? Damit du dich wenigstens für einen Moment besser fühlst? I feel you and I’m sorry! Aber der Schaden für die andere Person ist zu gross, schau gut zu dir selbst, zum Beispiel hier.

Für Lehrer*innen gibt es diesen UNESCO-Leitfaden zur Bekämpfung von Homo- und Transphobie im Klassenzimmer

Wir haben wirklich keine Zeit dafür: Keine Zeit für Mobbing.

PS: «Keine Zeit dafür» ist ein kanadisches Anti-Mobbing-Programm, das Jugendliche mit Geschichten und Musik sensibilisieren und empowern will. In Kanada heisst das Programm NTFT: No Time for That aka #notimeforbullying. NTFT wurde von der wunderbaren Elsie Morden ins Leben gerufen. Kunst war Elsies Weg, mit ihren eigenen Mobbingerfahrungen umzugehen und ihre Selbstwirksamkeit wiederzufinden. Go, Elsie!

PPS: «Mobbing» klingt englisch, ist es auch irgendwie. Aber im Englischen spricht man nicht von «Mobbing», sondern eben von «Bullying». «To bully» heisst übersetzt so viel wie schikanieren, belästigen, tyrannisieren, beschämen usw. – you get the idea. Es gibt aber auch das Verb «to mob», das ebenfalls so viel wie pöbeln, schikanieren oder umzingeln bedeutet, aber letztlich hat sich der Begriff «Bullying» durchgesetzt. Kurz: Das eingedeutschte Wort «Mobbing» entspricht dem englischen Wort «Bullying».