Badehose

Beach Bodies

Am Strand oder in der Badi ist es oft mit der Leichtigkeit vorbei. Hier kommen die Körper zum Vorschein. Das ist nicht für alle einfach.

Zunächst mal die gute Nachricht: Körper sind toll! Ganz egal, ob nackt, in der Speedo oder im Ganzkörperanzug. Ich glaube, wir können das gar nicht oft genug wiederholen: KÖRPER. SIND. TOLL. So weit, so gut.

Wären da nur nicht diese weniger tollen Imperative rund um unseren Körper: Beach Bodies, Body-Positivity, Free the Nipple, glattrasierte Haut, feministische Körperbehaarung. Um nur einige Dinge zu nennen, die ganz gehörig Druck machen können, einem bestimmten Körperideal gerecht werden zu müssen.

Der Beach Body wurde im Deutschen interessanterweise lange nicht mit «Strand-Figur» übersetzt, sondern mit «Bikini-Figur». Auch wenn Männer seit einiger Zeit ähnlichen Druck verspüren, einem bestimmten Körperideal entsprechen zu müssen, liegt der grösste Imperativ punkto Körper immer noch bei den Frauen. Diese Ungleichheit hängt mit der (Früh-) Sexualisierung von Frauenkörpern zusammen, die schon im Kindesalter beginnt.

Dabei ist Nacktsein nicht gleich Porno, sondern einmal einfach Nacktsein. Weil es aber häufig zu einer Verwechslung zwischen dem Körper an sich und seiner antizipierten Wirkung auf andere kommt, liegt ein Unbehagen mit dem eigenen Körper nahe.

"Nacktsein ist nicht gleich Porno, sondern einfach einmal Nacktsein."

Sabrina Lisi

Oft höre ich Geschichten wie «ich bin einen Sommer lang nicht in die Badi gegangen, weil ich mich mit meinem Körper nicht wohlgefühlt habe» oder «ich behalte am Strand aus Scham immer ein Oberteil an» und «ich möchte keine Blicke auf meinen Po ziehen». Das sind keine Einzelfälle.

Natürlich gibt es einen sehr einfachen Weg zu einem Beach Body. Ihr kennt den alle. Schritt 1: Have a body. Schritt 2: Go to the beach. Das ist schon richtig, aber die Wahrheit ist wie immer etwas komplizierter. Wir haben schon früh verinnerlicht, wie Körper sein sollen und denken, dass wir solchen Bildern entsprechen müssen. Solche Vorstellungen sind stark und sie verschwinden auch nicht einfach so.

Selbst Bewegungen wie Body-Positivity, Free the Nipple und pro Körperbehaarung, die bewusst versuchen, den enggefassten Vorstellungen von Körpern etwas entgegenzusetzen enthalten ihre Normen und klaren Vorstellungen: Du musst deinem Körper positiv begegnen, du musst deine Nippel befreien und du musst zu deiner Körperbehaarung stehen. Daran ist nichts auszusetzen, aber ich würde das «Du musst» durch ein «Du darfst» ersetzen. Denn wie gesagt, gesellschaftliche Normen und Praktiken verschwinden nicht über Nacht, wir wurden damit seit frühester Kindheit sozialisiert: Denkt an die kleinen Kinder, die als Mädchen erzogen werden und deren Eltern das «rundum sorglos Girl-Paket» dazu erworben haben. Im Paket enthalten: 4 x Shirt «I’m Pretty», 2 x enge Leggings, 2 x rosa Kleidchen mit Glitzerborde, 4 x pinke Haargummis für Zöpfe, 1 x Prinzessinnenkrönchen, 1 x Rüschen-Bikini und 1 x Dauerlächeln. Solche Bilder führen zu einer Art der Frühsexualisierung.

"Unser Körper ist eine vulnerable Zone."

Sabrina Lisi

Wir tun gut daran, uns immer wieder, auch gegenseitig zu sagen, Körper sind toll in all ihren Formen, Farben, Grössen, Konsistenzen und der Art wie und ob sie bekleidet sind – «bad body days» inklusive. Unser Körper ist vermutlich der beste Körper, den wir jemals besitzen werden und Beach Bodies haben wir tatsächlich, wenn wir mit unserem Körper an den Beach gehen. Wer etwas anderes behauptet, sollte das Bilderbuch «Körper sind toll» von Tyler Feder geschenkt bekommen.

Sabrina Lisi 971

Dr. Sabrina Lisi ist Dozentin und Forscherin an der Pädagogischen Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz und Expertin für Resilienz und Diversität. Wenn Sie Fragen haben, die sie gerne in dieser Rubrik beantwortet haben möchten, dann melden Sie sich hier.