Was stört Euch am heutigen Männerbild?
Uns ist es immer noch viel zu eng. Männer müssen stark sein, sie müssen Erfolg haben. Heute stehen Jeff Bezos oder Elon Musk für den idealen Mann. Das reicht doch nicht!
Warum sollen Männer keinen Schmuck tragen? Oder Röcke? Warum sollen sie nicht zu ihren Schwächen stehen dürfen, Angst haben dürfen, den Erfolgsdruck ablegen?
Hat Euer Engagement für ein neues Mannsein mit dem Feminsimus zu tun?
Definitiv. (Die beiden überlegen, schauen einander an.) Feminismus ist die Gleichberechtigung aller Geschlechter. Das Loswerden des Männerbildes bringt dem Mann viele neue Rechte und Vorteile was auch ein Teil der Gleichberechtigung ist (Zum Beispiel das Tragen von Röcken, das zeigen von Angst und anderen Emotionen). Die einzigen, die Rechte abgeben müssen sind die Männer welche sich durch toxisch maskulines Verhalten und durch patriarchale Unterdrückung einen Weg an die Spitze der Gesellschaft verschaffen.
Ihr arbeitet in einer Kinderkrippe, wie ist die Reaktion der Kinder auf Eure Tabubrüche?
Kinder sind sehr offen und neugierig und stellen allgemein viele Fragen. Aber sie sind auch wahnsinnig geprägt durch enge Genderrollenbilder. Als ich einmal bei einem Verkleidungsspiel einen Rock anzog, meinte ein Junge, das gehe gar nicht. Aber dann fanden es alle lustig. In der Kita leben wir in einer Frauenwelt. Weil fast alle Mitarbeitenden Frauen sind, sind sie zur Norm geworden. Ein Stuhl welcher für Erwachsene gedacht sind, heisst bei uns beispielsweise Frauenstuhl, wir mussten ihn dann zum Erwachsenenstuhl umbenennen. Aber grundsätzlich freuen sich Kinder über männliche Rollenvielfalt. Sie gehen wunderbar damit um.
Allerdings sind wir beide immer wieder bestürzt wie eng geschlechtsbezogen das Spielzeugangebot ist und wie dominant die Geschlechterfarben sich im Alltag durchsetzen. Die meisten Jungs würden nie Rosa tragen, weil das als zu «weiblich» angesehen wird. Das ist schade. Es ist ja nur eine Farbe.