Meinungsverschiedenheiten sind unvermeidlich - in einer Welt voller Vielfalt und unterschiedlicher Lebenserfahrungen ist es nur natürlich, dass Menschen zu verschiedenen Schlussfolgerungen gelangen. Doch allzu häufig, fällt es schwer uns nicht durch andere Ansichten angegriffen zu fühlen.
Statt uns gegenseitig zuzuhören und die Standpunkte des anderen zu respektieren, neigen wir dazu, in den Verteidigungsmodus zu wechseln. Wir fühlen uns angegriffen, wenn unsere Überzeugungen in Frage gestellt werden, und reagieren mit Ablehnung oder Aggression. Anstatt den Dialog zu suchen, verhärten sich die Fronten, und die Kluft zwischen den Standpunkten vertieft sich.
Diese mangelnde Fähigkeit, mit Meinungsverschiedenheiten umzugehen, hat weitreichende Folgen. Sie führt zu einer zunehmenden Polarisierung der Gesellschaft, in der Menschen sich in Lager zurückziehen und nur noch mit Gleichgesinnten interagieren. Der Respekt vor anderen Meinungen schwindet, und der Diskurs wird von Vorurteilen und Feindseligkeit geprägt.
Einen Lösungsansatz gibt es: Empathie.
Indem wir uns in die Lage des Gegenübers versetzen und dessen/deren(?) Perspektive verstehen, können wir die Grundlage für einen konstruktiven Dialog schaffen. Statt uns gegenseitig zu bekämpfen, können wir einsehen, dass verschiedene Realitäten durchaus nebeneinander bestehen können und ihre Berechtigungen haben.
Empathie erfordert die Bereitschaft, unsere eigenen Vorurteile und Voreingenommenheit zu überwinden und uns auf jemanden einzulassen, das kann anstrengend und schmerzhaft sein. Doch der Aufwand lohnt sich, denn Empathie macht den Blick frei auf das Verbindende.
Empathie schafft Brücken, es hilft nicht nur einem selber ein:e bessere:r Gesprächspartner:in zu werden, sondern kann auch, richtig angewendet, Hass im Netz bekämpfen.
Eine Studie der ETH Zürich aus dem Jahr 2021 belegt, dass der Einsatz von Empathie dazu beitragen kann, die Ausbreitung von Hassrede im Internet einzudämmen. Reagiert man auf einen hasserfüllten Kommentar und versucht Empathie mit der von Hassrede betroffenen Gruppe zu wecken, löschen die Verfasser ihre hasserfüllten Posts häufiger und posten in den folgenden Wochen seltener Hasskommentare.
Natürlich ist Empathie kein Allzweckmittel gegen Hassrede und Polarisierung. Aber immerhin ein nachgewiesener kleiner Schritt für einen weniger hässigen Diskurs.