Beidseitige Erwerbstätigkeit lohnt sich für Eltern oft nicht mehr
Die Anreize, welche wir in Zeiten von Fachkräftemangel setzen, sind geradezu grotesk: Die Kinderbetreuung belastet das Haushaltseinkommen von Eltern oft mit mehreren tausend Franken pro Monat. Diese Kosten haben zur Folge, dass ein Elternteil oft nicht oder nur reduziert erwerbstätig ist. Dies, weil es sich finanziell nicht auszahlt und nicht, weil es von den beiden Elternteilen so gewünscht wäre.
Der Wirtschaft fehlen dadurch wichtige Kompetenzen und Arbeitskräfte und dem Staat entgehen Steuereinnahmen. Genügend Kita-Plätze sind also nichts anderes als ein Beitrag zur Versorgungssicherheit unserer Wirtschaft mit den rar gewordenen Fachkräften.
Das traditionelle Rollenbild wird zementiert
Ganz besonders leidet die Gleichstellung, weil wegen der bestehenden Fehlanreize oft die Frauen das Erwerbspensum reduzieren. Rund 16% der Mütter bezeichnen sich heute als unfreiwillig unterbeschäftigt – sie würden ihr Pensum gerne erhöhen, es lohnt sich aber finanziell für sie nicht oder ist u.a. wegen mangelnder Kinderbetreuung nicht machbar. Ein Ausbau der Kinderbetreuung ist neben der Individualbesteuerung das effektivste Mittel für mehr Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt.
Von einer stärkeren Unterstützung der familienergänzenden Kinderbetreuung profitiert die ganze Volkswirtschaft: BIP und Steuereinnahmen steigen. Dies belegt beispielsweise eine Studie des unabhängigen Schweizer Wirtschaftsforschungsinstitut BAK Economics.
Endlich positive Rauchzeichen aus dem Bundeshaus
Die Bundespolitik scheint die Zeichen der Zeit endlich zu erkennen. Die zuständige Kommission des Nationalrats hat eine parlamentarische Initiative ergriffen, die eine Überführung der Anstossfinanzierung in eine zeitgemässe Lösung verlangt.