Lambert de Vermont, 1697
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© Creative Commons/Nicolas de Largillière

Männerfrisuren

    Kaiser Augustus

    Der klassische römische oder griechische Männerhaarschnitt wird von vielen als prototypisch angesehen. Ein glattrasiertes Gesicht und kurze Haare gilt bis heute als klassisch männlich, aber das ist längst noch nicht alles.

    Kaiser Augustus
    © Oteripedia
    Ausschnitt eines Freskos von Karl IV, ca. 1360

    Lange Haare und ein getrimmter Bart waren im Mittelalter bei den Adligen populär. Mit der Gesichtsbehaarung hatten die Männer immer viele modische Einsatzmöglichkeiten.

    Ausschnitt eines Freskos von Karl IV, ca. 1360
    © Creative Commons
    Mann mit Barockfrisur

    Im Barock begannen die Männer Langhaarperücken zu tragen. Eine üppige Haarpracht drückte Macht und Wohlstand aus.

    Die Männerperücke ist ein Statussymbol, das heute noch von Richtern und Staatsanwälten im englischsprachigen Raum getragen wird.

    Mann mit Barockfrisur
    Rijksmuseum
    Der junge Heinrich Heine (1837)

    Nach der Französischen Revolution verloren die Perücken ihre Statusfunktion, sie wurden zum Sinnbild der untergegangenen Welt. Im aufstrebenden Bürgertum trugen die Männer ihre Haare eher kurz. Längere und wildere eigene Männerhaare wurden zu einem Zeichen des Widerstands und des Aufbruchs:

    Der junge Heinrich Heine (1837)
    © Creative Commons/Copper Engraving
    Ludwig van Beethoven, 1820

    Auch Künstler trugen Anfangs des 19. Jahrhunderts eher längere Haare, sie betonten damit das Unkonventionelle. Im Bürgertum des 19. Jahrhunderts verlagerte sich die Haargestaltung der Männer auf den Schnurrbart oder den Bart, damit durften sie eine gewisse modische Extravaganz ausdrücken.

    Ludwig van Beethoven, 1820
    © Creative Commons/ Joseph Karl Stieler
    Gottfried Keller, 1872

    Schnurrbärte wurden Ende des 19.Jahrhunderts mit Stärke nach oben gebogen um sie besser sichtbar zu machen.

    Brillantine

    Um die Jahrhundertwende zum zwanzigsten Jahrhundert kam die Brillantine auf, eine Art Fett, das die Haare so eng an den Kopf legte, dass das Gesicht besser zur Geltung kam.

    Brillantine
    © Creative Commons/Plutho
    Porträt vor 1918

    Der bürgerliche Mann im Anzug trug ab 1880 seine Haare kurz und aus dem Gesicht gekämmt. Brillantine betonte die Kopfform und die Kantigkeit des Gesichts.

    Porträt vor 1918
    © ETH-Bibliothek Zürich/ Tudisco Giovanni
    Hundertjahrfeier der Abteilung für Landwirtschaft an der ETH Zürich, 1971
    Hundertjahrfeier der Abteilung für Landwirtschaft an der ETH Zürich, 1971
    © ETH-Bibliothek Zürich/ Steiner, Ruedi
    Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Männlichkeit im Anzug und nicht in der Frisur demonstriert.
    Männerhaare waren kurz und möglichst unauffällig.
    Etwas längere Haare wurden mit Brillantine gebändigt.
    Dunkle Herrenanzüge schufen eine fast uniforme Männlichkeit.
    Hundertjahrfeier der Abteilung für Landwirtschaft an der ETH Zürich, 1971
    © ETH-Bibliothek Zürich/ Steiner, Ruedi
    Der junge Bénédict Weibel, der später Chef der SBB wurde.
    Haare der Rebellion

    Die jungen Männer der 1968er-Generation wehrten sich gegen die uniforme Männlichkeit ihrer Väter. Sie zeigten dies mit wilden, langen Haaren.

    German Hair Force

    Männer mit langen Haaren gerieten nach 1968 nicht nur mit ihren Vätern in Konflikt, sondern auch mit den staatlichen Institutionen wie dem Militär. In Deutschland setzte sich der spätere Bundeskanzler Helmut Schmidt 1971 für den Kauf von Haarnetzen in der Bundeswehr ein. Damit sollten die langen Haare der jungen Soldaten im Zaum gehalten werden. Die Bundeswehr rüstete sich in der Folge mit 740’000 Haarnetzen aus. Die Massnahme von Helmut Schmidt, die im Ausland als German Hair Force verspottet wurde, wurde 1972 bereits wieder aufgehoben, weil es unter den Soldaten offenbar «schwere Verkühlungen» gegeben hatte wegen nassem Haar. Neu galt: Haare dürfen Kragen nicht berühren, Ohren und Augen müssen frei sein.

    In der Schweiz wurde das Haarnetz in der Armee 1992 eingeführt. Bis heute ist langes Haar nur für Soldatinnen zugelassen. Das Militär hat das Männlichkeitsbild der Gesellschaft allgemein sehr geprägt:

    German Hair Force
    Bild: Bundeswehr

    «Soldatentum ist höchst potenzierte Männlichkeit.»

    Generalstabsoberst Gustav Däniken, 1938
    "Anti-Langhaarplakat", 1966 in Rorschach

    Schon Im Ausbildungsreglement der Schweizer Armee von 1908 stand:
    «Das Ziel der soldatischen Erziehung ist die Entwicklung männlichen Wesens.» (General Wille)

    Gegen diese starre Normen wollte sich die junge Generation wehren: Die langen Haare waren das Zeichen des Andersseins, des Rebellentums, junge Männer haben «Schlachten» gegen ihre Väter über die Haarlänge ausgetragen. (Benedikt Weibel)

    Als Ende der 1960er-Jahre die Männerhaare auch in der Schweiz immer länger wurden, brachte dies die Geschlechterordnung stärker ins Wanken als die Aktionen der Stimmrechtsvereine.

    Junge Männer mit längeren Haaren wurden als «Halbstarke» bezeichnet. Ihre Haare galten als unmännlich. Die Jungen lehnten sich damit auch gegen die alte patriarchale Weltordnung auf. Sie forderten mehr Freiheit für andere Lebensentwürfe.

    "Anti-Langhaarplakat", 1966 in Rorschach
    © Keystone
    Les Sauterelles 1967 mit Bandleader Toni Vescoli

    Mit der Popmusik wurden lange Männerhaare populär. Toni Vescoli schaffte es mit seiner Band Les Sauterelles 1968 sogar auf die Nummer 1 der Schweizer Hitparade.

    Irokesenfrisur

    In den 80ern kam der Punk auf, die Irokesenfrisur schaffte eine neue urbane, rebellische und kämpferische Männlichkeit. Mit dem ungehobelten anarchistischen Auftreten forderten die Punks auch die Popindustrie heraus.

    Irokesenfrisur
    © Djriel
    Haare 70er Jahre

    Im Mainstream etablierten sich die halblangen Männerhaare. Auch das Brusthaar wurde erotisch aufgeladen.

    Haare 70er Jahre
    Quelle: Privates Bild aus einem Familienalbum

    In den letzten Jahrzehnten wurden Körperhaare auch bei Männern zur Problemzone. Rasierte oder epilierte Männerbrüste wurden attraktiv.

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