Studie paare politik vert Geschlechterrollen – Studie

Studie #5 zu Toleranz Teil 1

Wie nahe stehen sich Schweizer Paare politisch? Gibt es Grenzen der Toleranz in der Liebe? Alles über Wünsche und Realität.

Wie eng oder weit ist der Kreis, mit dem sich Frauen und Männer, Linke und Rechte eine Beziehung vorstellen können? Welche Wertvorstellungen und kultu- rellen Identitäten sind in einer Beziehung ein No-Go und welche ein Muss? Toleranz in der Beziehung bedeutet, abweichende Haltungen der Partnerin oder des Partners hinzunehmen, ohne sie gutheissen zu müssen. Dies schafft Raum für Diskussionen und Individualität.

Die Studie zeigt, dass sich die Toleranzgrenzen nicht nur aufgrund der eigenen politischen Orientierung unterscheiden, sondern, dass es auch Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt. Für Frauen sind abweichende politische Haltungen tendenziell weniger hinnehmbar in Partnerschaften als für Männer. Männer hingegen zeigen weniger Bereitschaft abweichende kulturelle Identitäten und Wertevorstellungen in der Partnerschaft zu akzeptieren.

Antworten auf all diese Fragen und auf noch viel mehr finden Sie im ersten Teil unserer neuen Toleranzstudie von Sotomo.

Die #5 Studie zu Toleranz von #geschlechtergerechter Teil 1, Juli/2024
Studie cover

Zwei Drittel der Schweizer:innen lieben politisch Gleichgesinnte.

Parteiübereinstimmung in Beziehungen und tatsächlicher Anteil der Wählenden

Gleich und gleich liebt sich gern

Politische Beziehungsgeflechte:

Liebe entwickelt sich meistens unter politisch Gleichgesinnten. Schweizerinnen und Schweizer gehen häufiger, als der Zufall es erwarten liesse, mit Menschen eine Beziehung ein, die der eigenen Partei nahestehen. Besonders stark ist die Geschlossenheit bei den Polparteien. 69 Prozent der SVP- und 61 Prozent der SP-Wählenden sind liiert mit einer Per- son, die der gleichen Partei nahesteht wie sie selbst.

Zwischen Ideal und Realität:

Die Mehrheit der Befragten ist zufrieden mit der politischen Orientierung der Partnerin oder des Part- ners. Bei den Jüngeren zeigen sich aber deutliche Geschlechterunterschiede. Junge Frauen sind auffällig häufig unzufrieden mit den politischen Ansichten ihres Partners (29%). Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass sich junge Frauen vermehrt feministische Männer wünschen, junge Männer jedoch oft nicht feministisch sein wollen. Wenn es Unzufriedenheit gibt, dann wünschen sich die Männer eher rechtere Frauen und Frauen eher linkere Männer.

Beliebte und isolierte Parteien:

Grundsätzlich zeigen die Anhängerschaften der Polparteien (Grüne und SVP) am wenigsten Offenheit, wenn es um Beziehungen mit politisch Andersdenkenden geht. Unterschiede zwischen links und rechts zeigen sich aber in Bezug auf die Beliebtheit auf dem Partnerschaftsmarkt. Am beliebtesten auf dem Partnerschaftsmarkt ist die Mitte.

Junge Frauen sind mit der politischen Orientierung des Partners oder der Partnerin am häufigsten unzufrieden.

Anteil der Zufriedenheit mit der Partei des Partners oder der Partnerin

Liebe & Identität

Sie wissen, was sie nicht wollen:

Die einzigen Eigenschaften, die oft als Voraussetzung für eine Bezie- hung gelten, sind Fleischessen und eine Traditionsorientierung. Wer hingegen nicht-fliegend, feministisch, woke oder vegan ist, wird auf dem Beziehungsmarkt von vielen gemieden. Auffallend ist, dass die- se Identitäten, die dem linksalternativen Spektrum zugeschrieben werden, selbst nur von einer kleinen Minderheit getragen werden.

Die Must-Haves und No-Gos der Geschlechter:

Frauen wünschen sich eher progressive Merkmale, Männer dagegen eher traditionelle Werte. Ein Blick auf die Altersgruppen zeigt, dass jüngere Befragte progressivere Wertorientierungen in der Partnerschaft bevorzugen, während für ältere Befragte Tradition, Patriotismus und der christliche Glaube vermehrt ein Muss ist. Die Befragung deckt ausserdem ein Spannungsfeld zwischen den Wünschen junger Männer und Frauen auf: Junge Frauen schliessen eher einen traditionellen Partner für sich aus und wünschen sich stattdessen einen feministischen. Für junge Männer ist Feminismus hingegen häufig ein No-Go.

Traditionalismus vor Wokeness:

Anders als bei den Parteianhängerschaften sind Konservative klar am wenigsten offen, wenn es um kulturelle Identitäten geht. 57 Prozent jener, die sich selbst als traditionell bezeichnen, schliessen eine Beziehung aus mit jemandem, der oder die selbst nicht auch traditionell orientiert ist.

Kulturelle Identität für SVP-Beziehungen besonders wichtig:

Bei der SVP-Basis stehen traditionelle, patriotische und fleischessene Partner:innen hoch im Kurs; Feminismus, Wokeness und Veganismus sind dagegen rote Flaggen. Im linken Lager ist vor allem Fe- minismus gewünscht, auf den je ein Drittel der Anhängerschaft von SP und Grünen nicht verzichten will. Insgesamt geben aber Personen aus dem linken Lager häufiger an, dass für sie keine der untersuchten Identitäten eine Voraussetzung ist (50 %). Bei der Basis der SVP gilt dies nur für 28 Prozent.

Feminismus ist für junge Frauen ein Must-Have, aber für junge Männern ein No-Go.

Wunsch nach übereinstimmender Identität