Wer bist du? Ich bin Künstler*in, Lehrperson und genderfluid.
Wie beschreibst du deine Kunst? Kunst soll nicht etwas Elitäres sein, sondern etwas Alltägliches. Meine Performances, Musik und Poesie sind an der Schwelle zwischen gesellschaftlichen und sehr persönlichen Themen.
In deiner Musik befasst du dich viel mit dem Thema Identität. Was bedeutet Identität für dich? Identität ist wandelbar. Als Kind zweier Künstler*innen bin ich schon als Kind immer wieder umgezogen und musst mich stets neu erfinden. Ich fühlte mich immer wieder wie ein unbeschriebenes Blatt Papier. Irgendwann, als ich etwa 20 Jahre alt war, habe ich zum ersten Mal davon gehört, dass es sowas wie Geschlechtsidentitäten gibt. Ich habe für mich selbst gemerkt: In erster Linie bin ich weder Frau noch Mann, sondern einfach Mensch. So habe ich mich dann als non-binär identifiziert.
Mittlerweile identifizierst du dich als genderfluid. Wieso? Früher wollte ich, dass meine Mitmenschen mich genau so sehen, wie ich mich selbst sehe. Das ist aber nicht möglich. Stetig mit dieser Enttäuschung konfrontiert zu sein war sehr schmerzhaft und meine Identität fühlte sich plötzlich zu starr an. Ich musste dringend mehr Fluidität zulassen. Vor ein paar Wochen hatte ich mein zweites Coming-Out und identifiziere mich nun als genderfluid. Ich verspüre Erleichterung.
Wie findet das Thema Identität seinen Weg in deine Kunst? Meine Emotionen sind wie eine grosse Welle, fast wie Rauschzustände. Ich habe gelernt, Emotionen in Kunst zu transformieren. Wenn ich zum Beispiel frisch verliebt bin oder grosse Sehnsucht habe, bin ich enorm kreativ und nutze diese Phase, um Songs zu schreiben.
Was bedeutet Toleranz für dich und welche Rolle spielt sie in Prozessen der Identitätsfindung? Toleranz bedeutet für mich eine Widerstandsfähigkeit gegenüber schädlichen Einwirkungen. Das hängt sehr fest mit Resilienz zusammen, womit ich mich auch in meinem Song Safe Space befasse. Es geht darum, in und für sich selbst eine Sicherheit, einen gewissen Safe Space aufbauen zu können. Natürlich braucht es nicht nur innerliche Sicherheit sondern auch äusserliche. Dafür kann man sich in Communities vernetzen, verbinden und verbünden. Es gibt ja nicht umsonst überall queere Bubbles die zusammenhalten, sich bestärken und Sicherheit geben – und, die gegenüber gewissen Dingen auch einfach intolerant sind.
Coco Elanes neuster Song come over bb findet ihr nun auf Spotify etc.
Lynn Kohli ist regelmässige Autorin bei Geschlechtergerechter