Launer Bag, den auch Margaret Thatcher trug Geschlechterrollen – Blog
Launer Bag, den auch Margaret Thatcher trug

Die Handtasche

Praktisch, weiblich, und voller Geschichte. Was Handtaschen zur Geschlechtergerechtigkeit beitragen können.

Zur Handtasche gibt auch ein Verb, also ein Tätigkeitswort. «to handbag someone», es bedeutet, jemanden unsensibel zu überfahren und zurechtzustutzen. Meist wird der Begriff für kaltschnäuzige Politikerinnen gebraucht, die ihre politischen Gegner rüde auf ihren Platz verweisen.

Der Ausdruck findet sich mittlerweile im Oxford Dictionary, er wurde erfunden von Männern, denen die damalige englische Premierministerin Margaret Thatcher etwas deutlicher widersprochen hatte, als sie dies erwartet hätten.

Margaret Thatcher selbst formulierte ihr Verhältnis zu ihrem ledernen Companion einmal folgendermassen: «Of course I am obstinate in defendig our liberties and our law. that is why I carry a big handbag.» Aus ihrer Beschreibung blitzt der berühmte britische Humor auf, aber nicht nur das. Sie verweist damit auf eine Waffe der Frauen, von der sie durchaus auch Gebrauch machte.

Handtaschen sind weit mehr als nur Behältnisse für Lippenstift und Geld. Aus meiner Zeit als Sicherheitskontrolleurin im Flughafen Kloten weiss ich, dass Frauen alles, was ihnen wichtig ist in der Handtasche herumtragen. In einer Handtasche findet sich nicht nur das, was eine Frau für ihr Überleben im Alltag braucht, sondern auch alles, was ihre Kinder oder Männer für ihre Regeneration benötigen, also beispielsweise Taschentücher, Kopfschmerztabletten, Schnellverbände, etc. Eine Handtasche ist also ein wichtiges Utensil der Care Arbeit.

Obwohl schon die alten Römer eine Art Handtäschchen am Gürtel ihrer Toga trugen, sind Männerhandtaschen seit dem Spätmittelalter fast ausgestorben.

«Eine Handtasche ist ein wichtiges Utensil der Care Arbeit».

Lynn Blattmann

Nur in den frühen 70er Jahren gab es eine Zeit, in der auch Männerhandtaschen Mode waren. Allerdings waren die länglichen viereckigen Dinger so unpraktisch, dass man sie nur unter die Achsel klemmen konnte, oder ums Handgelenk legen wie einen Skistock, was zugegebenermassen etwas affig aussah und darum auch rasch wieder aus der Mode verschwand.

Obwohl auch heute noch viele Frauen dazu bereit sind, Unsummen auszugeben für schöne Handtaschen, zeichnet sich ein Rückgang ab bei den Damenhandtaschen. Viele jüngere Frauen tragen heute, wie die jungen Männer auch, eine Art Rucksack, in der sie ihre nicht nur ihre persönlichen, sondern auch ihre Arbeits-Utensilien verstauen.

Wenn jetzt beide Geschlechter dazu übergehen könnten, ihre Backpacks auch für die Caring Arbeit zu brauchen, wären wir punkto Geschlechtergerechtigkeit doch schon einen Schritt weiter. Wenn der Nutzen von eigenen Handtaschen irgendwann einmal auch von den Männern entdeckt würden, dann wäre dies nicht nur ein gutes Geschäft für die Lederwarenproduzenten, es wäre auch ein Zeichen, dass unsere Welt wirklich geschlechtergerecht geworden ist.

Ja und selbst wenn die Handtasche irgendwann ausstürbe und alle nur noch in Rucksächen herumliefen, und daraus der Begriff entstünde: «To backpack someone», dann klänge das doch fast schon ein wenig nach Caring Arbeit, oder?