Frauen und Inflation

Frauen behaupten gerne, dass sie wenig von Gelddingen verstehen (siehe Studie Frauen und Vorsorge). Begründet wird das oft damit, dass Finanzen eine abstrakte Sache seien, also nichts für Frauen. Das gilt aber nicht für alle Finanzbereiche, beispielsweise nicht für die aktuell heiss diskutierte Inflation. Seit längerem weiss man, dass Frauen die Teuerung stärker wahrnehmen als Männer.

Auch die jüngste Umfrage von Sotomo zum Sparen und Konsumieren in der Schweiz zeigt: Die Sensibilität für die steigenden Preise ist bei Frauen grösser als bei Männern.

Bisher wurde vermutet, dass dies mit dem Einkaufsverhalten zu tun hat: Wenn Frauen öfter Lebensmittel einkaufen, sind sie stärker mit den steigenden Preisen konfrontiert (siehe z.B. Die Volkswirtschaft). In der Sotomo Studie wurden die Teilnehmenden nun gefragt, wer denn im Haushalt normalerweise für den Einkauf der Lebensmittel zuständig ist. Und tatsächlich: Frauen geben mit 66 Prozent deutlich häufiger an, selbst für die täglichen Einkäufe zuständig zu sein, als Männer (41%). Wer hätte das gedacht, dass Frauen durch ihre Care-Arbeit für einmal finanzaffiner sind als Männer.

Eigentlich ist es eine alte Geschichte: Hausfrauen hatten schon immer mit Geld zu tun. Der Mann verdiente das Geld, die Frau wirtschaftete damit. Und auch heute ist es eher die Frau, die in der Mittagspause überlegt, was man am Abend essen soll und auf dem Heimweg von der Arbeit noch kurz einkauft – und dabei die Preise im Auge behält.

Dass Frauen dadurch aber in gewissen Lebensbereichen vielleicht besser wirtschaften können als Männer, sollte nicht vergessen gehen.

Anna John ist Projektleiterin bei Sotomo