Gesellschaft Bild: Stillhart

Wie siehst
du das?

Über 50 Menschen haben zum Auftakt des Generationen-Dialogs während zwei Tagen gemeinsam über Geschlechterfragen diskutiert. Das Fazit: Das Thema beschäftigt und der Diskussionsbedarf ist gross – generationenübergreifend.

Unser Geschlecht prägt uns. Ob in der frühen Kindheit, im jungen Erwachsenenalter, wenn uns Kinder und Beruf fordern oder nach der Pensionierung. Ob im Familienalltag, unter Freunden, auf dem Spielplatz oder im Berufsleben. Das Thema ist emotionsgeladen, weil es alle betrifft. Bewusst oder unbewusst. Zur Diskussion stehen Weltbilder, Gewohnheiten und Traditionen. Es geht um Fragen der Lebensgestaltung, es geht um Möglichkeiten und um die Frage, in welcher Gesellschaft wir leben möchten. Im Generationen-Dialog gehen wir deshalb Lebensgeschichten und Lebenswelten auf die Spur.

Wir fragen nach

Ein Wochenende lang haben wir mit über 50 Menschen im Alter von Anfang 20 bis knapp 80 Jahren im Stapferhaus über «Geschlecht» gesprochen. Dieser Dialog initialisiert die mehrjährige #geschlechtergerechter Generationenstudie. Zum Startschuss wollte #geschlechtergerechter wissen: Was beschäftigt in Bezug auf das Thema Geschlecht und warum? Gab es Momente im Leben, an denen das eigene Geschlecht besonders wichtig war? Welche Rollenbilder wurden zu Hause vorgelebt? Was war besonders prägend? Es wurden Geschichten erzählt, Erfahrungen geteilt und Visionen gesponnen. Es wurde offen, ehrlich und berührend debattiert. Standpunkte wurden verteidigt, Aussagen reflektiert und miteinander verglichen. Es wurde gelacht, aber auch geweint. Und wir? Wir haben zugehört.

«Wir müssen hier irgendwie miteinander, aus den Generationen heraus Lösungen finden.»

w, 72

Wir hören zu

Wir haben gehört, dass Unsicherheiten bestehen, beispielsweise im Umgang mit der inklusiven Sprache. Wir haben Erstaunen wahrgenommen, wie stark uns das Geschlecht und die damit verbunden Rollenerwartungen immer noch und immer wieder beeinflussen. Wir haben gehört, dass Ratlosigkeit herrscht, wenn es beispielsweise darum geht, weshalb wir auch heute noch über Lohnungleichheit sprechen müssen. Wir haben Verzweiflung darüber herausgehört, dass gegenüber berufstätigen Müttern immer noch Argwohn besteht. Wir haben zwischen den Zeilen gelesen, dass sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz auch Männern widerfährt. Wir haben gemerkt, dass manchen die Sprache fehlt. Und dass dabei grosse Unterschiede zwischen den Jüngeren und den Älteren bestehen. Wir haben Frust und Wut gespürt – aber auch die Hoffnung darüber, dass uns ein konstruktiver und gemeinsamer Dialog über die Generationen hinweg weiterbringt, gegenseitiges Verständnis schafft und Gräben schliesst.

«Meine Wunschvorstellung wäre, dass Geschlecht keine Rolle spielt.»

w, 26

Wir bringen zusammen

Genau das ist die Idee von geschlechtergerechter.ch. Als Drehscheibe für den Geschlechterdialog wollen wir unterschiedliche Perspektiven zeigen, einen zukunftsorientierten und respektvollen Diskurs mitgestalten und an einer geschlechtergerechteren Schweiz mitarbeiten. Dafür liefern wir auch Empirie. Die Gespräche im Stapferhaus wurden aufgezeichnet. Jetzt werden sie analysiert, in der #geschlechtergerechter Generationenstudie aggregiert und mit den Resultaten der grossen #geschlechtergerechter-Befragung kombiniert. Damit wollen wir einzigartige Einblicke in Meinungen, Einstellungen und Wahrnehmungen zeigen, wenn es darum geht, welche Rolle die Kategorie «Geschlecht» im Leben der Menschen verschiedener Generationen spielt.

Wir präsentieren

Die Ergebnisse der repräsentativen Befragung und der Generationenstudie werden demnächst und kontinuierlich auf dieser Plattform veröffentlicht.

Laura Angst ist Mitglied der Redaktion #geschlechtergerechter