Tasse withyou Erziehung – Blog

#withyou gegen Gewalt

Mit dem neuen Onlinetool #withyou soll vor allem eines erreicht werden: Mehr Klarheit und Bewusstsein für häusliche Gewalt. Wie? Zum Beispiel mithilfe eines Beziehungstests, einer Gefahreneinschätzung und mit Entscheidungshilfe.

Häusliche Gewalt- ein gesellschaftliches Problem

Durchschnittlich sterben in der Schweiz pro Jahr 25 Personen infolge häuslicher Gewalt, zusätzlich erfolgt jede Woche ein Tötungsversuch. Es sind fast ausschliesslich Frauen davon betroffen. Häusliche Gewalt wurde lange als privates Problem eingeordnet, in das sich der Staat nicht einzumischen hat. Seit den 1970er Jahren setzte ein Bewusstseinswandel ein, allerdings gilt Gewalt in der Familie immer noch als Tabu. Um die Enttabuisierung und Sensibilisierung von häuslicher Gewalt ins Rollen zu bringen, braucht es vor allem eines: Eine öffentliche Debatte.

Neue Initiative: #withyou

Genau da setzt das neue Onlinetool #withyou an. Das Herzstück des Projektes ist ein «Gesundheitscheck» für die eigene Beziehung, es wurde mit Expert:innen und Betroffenen entwickelt.
Mit 15 Fragen wird Betroffenen damit ein Tool in die Hand gegeben, um dieses ungute Bauchgefühl benennen zu können, das emotionale Gewalt oft auslöst. Diese Form von Gewalt ist schwer greifbar. Denn oft ist es gar nicht so einfach, selbst einschätzen zu können, wie es um die eigene Beziehung steht. Was gehört zu einer Beziehung und was nicht? Wann ist sie ungesund, toxisch? Welche Rolle spielen Manipulation, Kontrolle, Abwertungen, soziale Isolation und Drohungen in der eigenen Beziehung? Mit einfachen und klaren Definitionen leistet die Plattform Aufklärungsarbeit und will mehr Bewusstsein schaffen für Betroffene und ihr Umfeld. #withyou sieht sich als Brückenbauerin zwischen Betroffenen und den schon vorhandenen Unterstützungsangeboten.

«Die Technologie hat auch ihre Grenzen. Digitale Lösungen können nicht die Beratung ersetzen, am Schluss muss ein persönliches Gespräch stehen.»

Miriam Steffen, Stv. Geschäftsleitung von Tech against Violence

Für die Macher:innen von #withyou ist klar, dass ihre Plattform auf keinen Fall die professionelle Beratung ersetzt. Aber eine solche Plattform kann aufklären, und die Hürde verringern, um sich bei Unterstützungsangeboten zu melden.

Der Fokus: Emotionale Gewalt

Dass häusliche Gewalt nur dann existiert, wenn in der Beziehung physisch fassbare Gewalt vorkommt, ist ein grosses gesellschaftliches Missverständnis: Gewalt ist nicht nur körperlich oder sexualisiert, sie kann auch andere Formen annehmen, wie emotionale, soziale oder ökonomische Gewalt. Stalking zählt ebenfalls dazu, oder wenn Gewalt angedroht wird.

Emotionale Gewalt in der Beziehung ist oft besonders schwer zu erkennen. Sie kommt schleichend, ist perfide und subtil. Betroffene haben oft schon extrem viel eingesteckt, bevor es zu einer physischen Eskalation kommt. Emotionale Gewalt ist häufig der Nährboden für zukünftige körperliche Gewalt. Da sieht #withyou grosses Potenzial, diese emotionale Gewalt zu beleuchten, mehr Bewusstsein zu schaffen und zu zeigen: Häusliche Gewalt beginnt schon viel früher als mit einem Faustschlag.


«Wer sich nicht als Opfer sieht, meldet sich auch nicht bei einer Opferberatungsstelle. Da setzt #withyou an.»


Miriam Steffen

Viele Betroffene von häuslicher Gewalt sehen sich nicht per se als «Opfer». Nur 3 von 5 Betroffenen suchen effektiv Hilfe, die Dunkelziffer ist wahrscheinlich noch viel höher. Und das ist für #withyou ein grosses Anliegen: Sie wollen Menschen erreichen, die sich nicht als Opfer sehen. Menschen, die sich noch nicht bewusst sind, dass sie in ihren Beziehungen Gewalt erleben und Hilfe brauchen. Die Macher:innen von #withyou erhoffen sich, dass sie mehr Menschen für toxische Beziehungen und häusliche Gewalt sensibilisieren können und sich Betroffene früher Hilfe holen, bevor die Gewalt eskaliert. Salopp gesagt: Opferberatungsstellen sollen durch #withyou mehr Arbeit kriegen.

#withyou wird lanciert von Tech against Violence, einem Spin-Off des Schweizerischen Frauendachverbands alliance F.