Moleskine

Notizbuch für Veränderung

Früher haben viele Leute Tagebuch geschrieben, später dann vorallem jüngere Frauen. Unzählige Belanglosigkeiten und alles, was nicht einmal unter engsten Freundinnen gesagt oder gedacht werden konnte, landete in Tagebüchern. Dann kam die Digitalisierung und es kamen die sozialen Medien. Handschriftliche Aufzeichnungen haben aber ausgerechnet bei den jungen Kreativen überlebt.

Ich gebe es zu, ich habe immer noch eines. So ein kleines schwarzes Ding, in das ich alles reinschreibe, was mir wichtig ist. Egal ob es eine Telefonnummer einer neuen Bekannten, eine Idee, die mir an einer Sitzung kommt, eine To do Liste, meine Gedanken während eines Vortrages, Reflexionen über ein Problem, oder ob über einen Konflikt mit einer Person ist- was mich beschäftigt, kommt ins schwarze Buch. Ich kaufe meines jeweils in der Migros und im Normalfall reichen mir die vielen kleinen Seiten eines solchen Büchleins rund ein Jahr.

Vom Jungmädchengeheimnis zum Innovationsbeschleuniger

Als Jugendliche gehörte das Tagebuchschreiben für mich zur Urschreitherapie des Erwachsenenwerdens, unbarmherzig habe ich darin die Welt um mich herum diagnostiziert. Ich fand sie engstirnig, langweilig und ungeeignet als Basis für mein zukünftiges Leben. Das Tagebuch, wie ich das Notizbuch damals liebevoll nannte, war mein Zufluchtsort für tränenreiche Emotionsergüsse, die mich heute eher peinlich berühren, es war aber auch der Ort, wo sich wichtige Ideen finden lassen, die mein späteres Leben beeinflusst haben.

Wie viele habe ich das Tagebuchschreiben mit dem Erwachsenwerden aufgegeben. Das hat sich aber nach einige Jahren wieder geändert, weil ich meist an vielen Projekten gleichzeitig arbeitete, habe ich immer wieder die Überblick verloren und die vielen Unterlagen sind nicht immer an der richtigen Sitzung mit dabei gewesen. Darum habe ich seit vielen jahren wieder solche schwarzen Notizbücher. Sie haben die Digitalisierung in meinem Arbeitsleben nicht nur überlebt, sie befruchten bis heute meine Kreativität und die Innovation in meinem Leben.

Das Dringende und das Wichtige

Unser Leben wird getaktet durch alle Dringlichkeiten, die uns von einem Termin und von einer Aufgabe zur anderen jagen, dabei geht oft das Wichtige vergessen. Zum Beispiel das Nachdenken über Innovationen, das Festhalten von Gedanken und Träumen, das Weiterverfolgen einer Idee. Ein Notizbuch hält den Fortschritt des eigenen Vor- und Nachdenkens zusammen und beim Durchblättern meiner schwarzen Hefte, staune ich immer wieder, wie vieles, das sich erst später als wichtig erwies, schon früh in den Büchern landete und wie wichtig das Sammeln von Wichtigem und die schriftliche Reflexion über Dinge, die mich beschäftigen immer wieder ist.

Notizbuch als Accessoire des Silicon Valley

Ganz ausgestorben ist das Notizbuch nie, ausgerechnet bei den jungen kreativen Köpfen der Tech Generation blieb das Buch für Ideen im Alltag unabdingbar. Auch wenn es viele Ideen zu Recht nie aus den schwarzen Buchdeckeln hinaus in die Realität schaffen, glaube ich, dass so ein Begleiter mehr sein kann, als nur ein ausgelagertes Gedächtnis.

Es beginnt ein neues Jahr. Vielleicht ist dies der Moment, sich wieder ein solches altmotisches Buch zuzulegen um wieder mehr Zeit für Wichtiges zu investieren und nicht immer nur dem Dringlichen nachzurennen.