Cillian Murphy als Thomas Shelby Robert Viglasky © BBC 2014
Cillian Murphy als Thomas Shelby

Peaky Blinders: Gewalt mit Hintergrund

Die Netflix Serie Peaky Blinders ist Kult. In fünf Staffeln wird das Leben einer Gangsterfamilie in Birmingham der zwanziger und dreissiger Jahre nachgezeichnet. Die Serie ist aber mehr als eine gutgemachte Kriminellengeschichte, es geht um Männlichkeit, um Untergang und ums Überleben.

Mehr als coole Männerfrisuren und Gewalt

Birmingham wurde nach dem Ersten Weltkrieg durch die zugewanderten Industriearbeiter nicht nur zu einem kulturellen Schmelztiegel, sondern war auch ein Ort der Armut und der Unterdrückung. Die soziale Ungleichheit war gross, die Kommunisten hatten unter den Arbeitern viele Anhänger. Die politische Situation war so prekär, dass die Regierung einen Umsturz befürchtete und mit drastischen und unfairen Mittel durchgriff.

In diesem Umfeld operieren die Peaky Blinders, eine Gangsterfamilie ohne Mutter, aber mit weiblichem Familienoberhaupt: Aunt Polly. Die resolute Tante sorgt ab der ersten Folge dafür, dass sich die jungen Männer an ihre Anweisungen halten.

Bei den Männern der Familie ist Thomas Shelby der Chef. Er ist zwar nicht der älteste Sohn, aber der cleverste. Wie seine Brüder erlebte er den ersten Weltkrieg in den berüchtigten Schützengräben in Frankreich. Und wie viele andere Engländer aus der Arbeiterschicht wurde er als Kanonenfutter missbraucht, während sich die meist besser gestellten Offiziere weitab von der Frontlinie die Zeit vertrieben. Und wie seine Brüder ist Thomas Shelby schwer traumatisiert und heroinsüchtig aus dem Krieg nach Hause gekommen.

Coole Frauen aus der Gangsterserie, rechts aussen: Aunt Polly
Coole Frauen aus der Gangsterserie, rechts aussen: Aunt Polly

Gewaltverherrlichend und doch berührend

Thomas Shelby hat im Krieg zur Gewalt gefunden, er hat dort aber auch gelernt, dass es für seinesgleichen kaum Aufstiegsmöglichkeiten gibt. Trotz Tapferkeitsmedaillen bleibt er in den Augen des Establishments ein Unterhund. Die englische Gesellschaft wird bestimmt durch Familien, in die man hineingeboren wird.

Auch die Shelbys sind eine Art Familienunternehmen, sie sind Gangster, die schützen und drangsalieren. Sie sehen sich selbst ausserhalb des Gesetzes, was natürlich zu unzähligen spannenden Gemetzeln mit der Polizei und mit anderen Gangsterclans führt.

Peaky Blinders ist eine gewaltverherrlichende, cool gestylte Gangstergeschichte, aber auch auch eine historisch gut gemachte Serie über brüchige Männlichkeit.

Die Stories sind spannend, immer wieder überraschend und extrem frech. Die Peaky Blinders sind so packend inszeniert, dass man fast vergisst, dass sich die Serie auch dafür eignet, über Männlichkeit, Gewalt und Nationalismus im Kontext von Armut und Krieg nachzudenken.

Die richtigen Peaky Blinders aus Birmingham (Verbrecherkartei)
Die richtigen Peaky Blinders aus Birmingham (Verbrecherkartei)

Warnung: Man verfällt den coolen Dialogen, verliebt sich in die wunderschöne Mode und zieht die Folgen rein wie Thomas «fuckin'» Shelby seine Zigis.